Liebe Freunde,
nun ist der letzte Tag des Jahres gekommen und damit Zeit für eine Rückschau.
Dieses Jahr hatte es in sich, das kann ich euch sagen.
Vor einem Jahr war ich am Boden zerstört, mit der Diagnose Burnout konfrontiert und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Zeiten sich mal ändern würden.
Gut, Diagnose Burnout ist so nicht richtig. Burnout ist leider immer noch keine anerkannte Krankheit in Deutschland und wird deshalb mit Depressionen gleichgesetzt. Ja, ich war depressiv. Ich glaubte nicht mehr an mich, an meine Leistungsfähigkeit. Eine permanente Erschöpfung hatte von mir Besitz ergriffen und ich fragte mich ständig, wieso ich so ein Weichei bin.
Obwohl frisch verliebt, hatte ich nicht den Spaß am Leben, den ich eigentlich verdient zu haben glaubte.
Mein Freund erkannte dann auch recht schnell, woran das liegt. Jahrelang hatte ich mich in meinem Job aufgerieben, ohne Unterstützung zu erhalten. Mitte 2007 hatte sich mein Aufgabengebiet auch noch erweitert. Im Grunde gab es nur Arbeit. Alles andere wurde nebensächlich.
Ich quälte mich morgens aus dem Bett, hetzte auf Arbeit und dann von Termin zu Termin, um abends gerade mal das Nötigste einzukaufen und zu Hause nach einem hastigen Abendbrot völlig erschöpft ins Bett zu fallen. Doch schlafen konnte ich nicht. Die Gedanken kreisten in meinem Kopf; im Prinzip war ich immer noch auf Arbeit. Das bisschen Schlaf, was ich dann bekam, führte nur dazu, dass ich mich morgens wie gerädert fühlte.
Am Wochenende hätte ich am liebsten einfach nur geschlafen. Bis zum Umfallen!
Gott sei Dank war Steve da.
Er sah, was mir fehlte und drängte mich zum Arzt. Meine Ärztin war sehr verständnisvoll und zog mich aus dem Verkehr. Ich hatte nun endlich Zeit, wieder zu mir zu kommen.
Und trotzdem war ich unzufrieden und nicht in der Lage, mich zu entspannen. Tag und Nacht grübelte ich, was in meinem Leben so schief gegangen war. Weshalb gerade ich in eine solche Situation geraten muss. Wie das denn nun weiterginge. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil mir niemand meine Krankheit ansah. Wisst ihr, ein gebrochenes Bein sieht jeder und versteht dann auch, dass man damit nicht auf Arbeit gehen kann.
Eine Depression ist unsichtbar. Unzufriedenheit keine Krankheit. Jeder sagt dir nur: du musst etwas tun. Ja, und eben das ist so schwer.
Ich glaube nicht, dass jemand das begreifen kann, der noch nie Berührung mit Depressionen hatte. Ehrlich gesagt, hätte ich es auch nicht verstanden.
Steve versuchte mich zu beruhigen. Er sagte mir, ich solle die Situation langsam verdauen und als Chance begreifen. Ich habe ihn ausgelacht. Heute weiß ich, was er meinte.
Ich habe gelernt, mein Leben wieder zu genießen. Ich habe mehr Verständnis für meine Freunde und nächsten Angehörigen. Ich bin noch die alte, und doch ganz neu. Als hätte eine Schlange ihre alte enge Haut abgestreift und könnte jetzt wieder atmen.
Ich habe wieder Zuversicht und Tatendrang.
Vielleicht kann ich mit meinen Erfahrungen anderen Menschen in ähnlicher Situation helfen. Das würde mich freuen.
Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und ein gesundes und zufriedenes Jahr 2010.
Prosit,
Katja
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