Donnerstag, 31. Dezember 2009

Jahresrückblick 2009

Liebe Freunde,

nun ist der letzte Tag des Jahres gekommen und damit Zeit für eine Rückschau.

Dieses Jahr hatte es in sich, das kann ich euch sagen.

Vor einem Jahr war ich am Boden zerstört, mit der Diagnose Burnout konfrontiert und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Zeiten sich mal ändern würden.

Gut, Diagnose Burnout ist so nicht richtig. Burnout ist leider immer noch keine anerkannte Krankheit in Deutschland und wird deshalb mit Depressionen gleichgesetzt. Ja, ich war depressiv. Ich glaubte nicht mehr an mich, an meine Leistungsfähigkeit. Eine permanente Erschöpfung hatte von mir Besitz ergriffen und ich fragte mich ständig, wieso ich so ein Weichei bin.

Obwohl frisch verliebt, hatte ich nicht den Spaß am Leben, den ich eigentlich verdient zu haben glaubte.

Mein Freund erkannte dann auch recht schnell, woran das liegt. Jahrelang hatte ich mich in meinem Job aufgerieben, ohne Unterstützung zu erhalten. Mitte 2007 hatte sich mein Aufgabengebiet auch noch erweitert. Im Grunde gab es nur Arbeit. Alles andere wurde nebensächlich.

Ich quälte mich morgens aus dem Bett, hetzte auf Arbeit und dann von Termin zu Termin, um abends gerade mal das Nötigste einzukaufen und zu Hause nach einem hastigen Abendbrot völlig erschöpft ins Bett zu fallen. Doch schlafen konnte ich nicht. Die Gedanken kreisten in meinem Kopf; im Prinzip war ich immer noch auf Arbeit. Das bisschen Schlaf, was ich dann bekam, führte nur dazu, dass ich mich morgens wie gerädert fühlte.

Am Wochenende hätte ich am liebsten einfach nur geschlafen. Bis zum Umfallen!

Gott sei Dank war Steve da.

Er sah, was mir fehlte und drängte mich zum Arzt. Meine Ärztin war sehr verständnisvoll und zog mich aus dem Verkehr. Ich hatte nun endlich Zeit, wieder zu mir zu kommen.

Und trotzdem war ich unzufrieden und nicht in der Lage, mich zu entspannen. Tag und Nacht grübelte ich, was in meinem Leben so schief gegangen war. Weshalb gerade ich in eine solche Situation geraten muss. Wie das denn nun weiterginge. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil mir niemand meine Krankheit ansah. Wisst ihr, ein gebrochenes Bein sieht jeder und versteht dann auch, dass man damit nicht auf Arbeit gehen kann.

Eine Depression ist unsichtbar. Unzufriedenheit keine Krankheit. Jeder sagt dir nur: du musst etwas tun. Ja, und eben das ist so schwer.

Ich glaube nicht, dass jemand das begreifen kann, der noch nie Berührung mit Depressionen hatte. Ehrlich gesagt, hätte ich es auch nicht verstanden.

Steve versuchte mich zu beruhigen. Er sagte mir, ich solle die Situation langsam verdauen und als Chance begreifen. Ich habe ihn ausgelacht. Heute weiß ich, was er meinte.

Ich habe gelernt, mein Leben wieder zu genießen. Ich habe mehr Verständnis für meine Freunde und nächsten Angehörigen. Ich bin noch die alte, und doch ganz neu. Als hätte eine Schlange ihre alte enge Haut abgestreift und könnte jetzt wieder atmen.

Ich habe wieder Zuversicht und Tatendrang.

Vielleicht kann ich mit meinen Erfahrungen anderen Menschen in ähnlicher Situation helfen. Das würde mich freuen.

Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und ein gesundes und zufriedenes Jahr 2010.

Prosit,

Katja

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Ballast abwerfen

Ich habe beschlossen, mich von unnötigem Ballast zu befreien.

Vor einigen Wochen bin ich zufällig über ein E-Book gestolpert, in dem analysiert wurde, wie viel oder wenig Mensch braucht. Es stellte sich heraus, dass weniger eben mehr ist.

Mein Burnout hat dazu geführt, dass ich insgesamt meine Lebensführung überdenke und natürlich habe ich mir auch die Frage gestellt, ob ich all die Dinge, die ich besitze, überhaupt brauche. Und wenn ja, wozu?

Mein Freund Steve und ich haben auf einem langen Spaziergang darüber philosophiert, was denn eigentlich zählt und ob materielle Besitztümer tatsächlich den Wert haben, den wir für sie bezahlen. Wir fanden heraus, dass uns all die kleinen Besitztümer eher einengen und belasten, als sie uns das Leben schöner machen.

Sicher möchten wir auf einigen Komfort nicht verzichten, aber die meisten Dinge sind wohl eher ein Klotz am Bein.

Ich lebe noch in Halle und habe dort eine Wohnung. Da Steve und ich eine gemeinsame Zukunft planen, werde ich in Halle meine Zelte bald abbrechen. Dieses „bald“ ist sicher ein dehnbarer Begriff. Umso mehr, als es schwierig sein wird, meinen Haushalt zu selektieren.

Doch genau damit werde ich jetzt anfangen.

Stück für Stück werde ich mein Inventar sichten und entscheiden, ob es für mein Leben noch von Wichtigkeit ist. Es gibt unglaublich viele kleine Dinge, die seit Jahren in Schubladen liegen und keinerlei Beachtung gefunden haben. Dagegen gibt es aber auch Kleinodien, nach denen ich mich schon seit einiger Zeit auf der Suche befinde. Ich glaube fest daran, dass ich diese Juwelen finden werde, sobald ich den nutzlosen Kram abgetragen habe.

Ist es nicht seltsam? Wir werden unsere Natur nicht los. Wir waren und sind Jäger und Sammler. Nur, dass sich unsere Sammelleidenschaft mittlerweile um Objekte dreht, die zum Leben nicht wirklich notwendig sind.

Leidenschaft ist das Stichwort. Wir bewahren Dinge, an denen unser Herz hängt. Erinnerungen an Freunde, Angehörige, Liebschaften, frühere Wohnorte, Urlaubsorte. Leben wir also in der Erinnerung? Dabei ist das Leben doch viel zu kurz, um ständig zurückzublicken.

Und wir hängen unser Herz an Dinge, die wir gern besitzen würden. Es ist witzig, dass ausgerechnet jetzt auch Karen Stever über diese menschliche Eigenart nachdenkt (I Had My Heart Set On It).

Kurz und gut: ab Samstag werde ich den Großputz starten und noch verwertbare Dinge unter die Leute bringen. Vielleicht kann ich damit ja jemandem eine Freude machen. Möglicherweise einem von euch.

Liebe Grüße,

Katja